Dienstag, 28. Februar 2012

Wenn’s am schönsten ist... – Nachlese zum Karneval der Literaturen vom 18.2. 2012

Als ich vor 5 Jahren den ersten Karneval der Literaturen organisierte, wusste ich, dass es schwer werden würde. Denn ein Grund, warum alle Welt nach Berlin zieht, ist ja schließlich, dass man solch spießigen Dingen wie Karneval entkommen will, und wir Hiesigen sind eigentlich zu subtil für so was. Doch ich schwor mir, so lange weiter zu machen, bis mein Karneval ein rauschender Erfolg würde. 
Tja, jetzt könnte ich eigentlich aufhören: Es war angenehm gefüllt, jemand hatte sogar einen eigenen Text mitgebracht (Puschkin) und die subjektive und diktatorische Preisverleihung für das beste Kostüm fiel dieses Mal ob der Auswahl besonders schwer, während es für den Preis als Karnevalsmuffel eigentlich nur einen ernsthaften Kandidaten gab.
Aber der Reihe nach. Zuerst die Literatur: Mehrere Abschnitte aus einem Text von Heinrich Böll über Köln, 1960 in der Zeitschrift Merian erschienen, eine Passage aus Puschkins Eugen Onegin auf Russisch, die wir kurz auf Deutsch zusammenfassten, und zum Schluss ein kurzes Stück von Tennessee Williams mit verteilten Rollen. Es heißt Lord Byron’s Love Letter und spielt im New Orleanser French Quarter zum Mardi Gras, wo schon Ende des 19. Jahrhunderts ein Touristenpärchen aus Wisconsin lieber die Sau rauslassen will, als die umständliche Geschichte einer möglichen Affäre mit Lord Byron zu hören.
Die Kostümpreise gingen: in Bronze an den Zeitungsverriss, in Silber an Stendhals Rot und Schwarz und in Gold an das Zwei-Personen-Kostüm Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch. Außerdem hatten wir noch ein Kostüm ohne Namen, einen minimalistischen Parzifal auf der Suche nach der Müslischüssel, eine Art blond-blauäugiger Winnetou, ein Cowgirl, einen improvisierten Mozart extra aus Salzburg und das Dschungelbuch bzw. den Dschungel des Literaturbetriebs, der einen sehr verdienten Trostpreis erhielt. Die Süßkartoffel für den besten Karnevalsmuffel ging an Sven, der im letzten Jahr mit Guttenberg noch ziemlich gepunktet hatte. Geladen hatten übrigens Narziss und Goldmund in Personalunion.
Wir tanzten ungefähr ein Stündchen, bis der DJ und Begleitung ins Bett mussten. Ansonsten wurde diskutiert, geredet, getrunken und um 4 Uhr legte auch ich mich zur Ruh. 
Warum eigentlich aufhören, wenn es anfängt, richtig Spaß zu machen?
Fastnacht 2013 ist am 12. Februar; der Karneval der Literaturen also voraussichtlich am 9. Februar 2013. (Und hoffentlich richtet sich die Berlinale nächstes Jahr danach!)
Bis dahin: Lebt! Und lest! Und überlegt Euch ein Kostüm!

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