Samstag, 27. November 2010

Einladung zum Salon am 4. Dezember 2010 mit Christian Halbrock


Blick zurück
Der Westen kündete sich zuerst mit schriller West!-Reklame an. Aus den vertraut-verwitterten Fassaden im Prenzlauer Berg ragten plötzlich die leuchtenden Zigarettenwerbeschilder, von denen bald einige in einem letzten Aufbäumen zerschlagen wurden. Wenig später liefen die Touristen in ihren schweren Lederjacken durch die Straßen und Reisebusse zirkelten um die Ecken, wohl um die Szene, von der es munkelte, zu besichtigen. Zu sehen waren aber nur trostlose Häuser und Straßen, Hundehaufen, Trabanten und Wartburgs, die an den Straßenrändern parkten--auch Menschen. Nach außen hin war die DDR wahrscheinlich seltsam still.
Auch Christian Halbrock, Historiker und Buchautor, hat damals im Prenzlauer Berg gelebt. In seiner Arbeit, nicht nur bei der Birthler-Behörde, befasst er sich mit DDR-Geschichte. Doch ist es nicht die von oben und auch nicht die von unten. Seine Geschichtsschreibung handelt von den Menschen und von ihrer Stadt und davon, wie sich die Politik auf sie auswirkte. Sein neustes Buch heißt Mielkes Revier: Stadtraum und Alltag rund um die MfS-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Berlin: Lukas-Verlag, 2010.
Am 4. Dezember 2010 um 20 Uhr liest Christian Halbrock im Literarischen Salon!
Bitte beachten: Der Salon ist nicht kommerziell und nicht öffentlich. Ich bitte um vorherige Anmeldungen oder Absichtsbekundungen und ggf. kurzfristige Absagen, damit ich besser planen kann (Stühle, Warten wir noch? usw.). Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute Plätze und allen einen ungestörten Salon. Getränke, tellerfreies Essen, Blumen sind wie immer willkommen.
Zum Salon gehört eine Katze: Allergiker bitte Vorkehrungen treffen!
Ich freue mich auf Euch.
Viele Grüße
Ina
kontakt@inapfitzner.net

Sonntag, 21. November 2010

Nachlese

In Anlehnung an die Rubrik Lebensläufe, wie sie sein sollten
Arn Aske
Als Arn Aske 1962 im Rheinland geboren wurde, orakelten wohl nur wenige, dass er später in einer Millionenstadt als Ausnahmeautor und Komponist fungieren würde. Wir haben ihn noch unverbraucht und unverdorben vor seinem jeden Moment bevorstehenden Ruhm erleben können. Allerdings drängt sich der Verdacht auf, dass sich entweder beides irgendwie vereinbaren lassen wird--oder er eben jetzt doch erst einmal nicht berühmt wird.
Das hat mit vielen ungewöhnlichen Talenten zu tun. Arn Aske ist seine Arbeit wichtiger, als das, was andere darüber denken. Statt in die einschlägige Szene einzutauchen und zu netzwerkeln, grübelt und feilt und ziseliert er zu Hause an seinen Texten. Und innoviert die Literatur unter ausdrücklicher Berufung auf antike, romantische und andere Vorbilder.
Seine Texte sind nicht einen Deut biografisch: Er spielt nicht—„Vierundzwanzig“, trinkt selten Pastis und fährt nicht Sportwagen –„Schaufenster“, isst keinen Fisch und hat noch nie ein Verbrechen aufgeklärt—„Angler“, ist ein sehr liebenswürdiger Mensch—„Befragung der Angefauchten“ usw. Dabei hat er ein Verfahren entwickelt, bei dem seine Person für das Werk völlig unwichtig ist und dieses gleichzeitig ohne seine Stimme, Diktion und seinen Leseduktus kaum vorstellbar ist. Arn Aske schreibt Partituren, die in der Lesung (mit Notenständer) zur Aufführung kommen.
In den Texten beim Salon wird die Zeit verlangsamt, und zwar nicht einfach in Zeitlupe versetzt, sondern indem sie die Gedankengänge, das innere Argumentieren und Räsonieren der Ichs transkribieren.
Und noch etwas macht Arn Aske zu einem außergewöhnlichen Literaten: Er ist einer der ganz wenigen Autoren, der vorher mit Stühle schleppt und aufstellt, Gläser auspackt und drapiert, und Kissen verteilt. Und manchmal backt er einen seltenen, aber vorzüglichen Apfelkuchen.