Sonntag, 28. März 2010

Salon am 20. März 2010



Thomas Wernicke und seine Fotoinstallation.

Einladung zum 20.3.2010

Reisen in die Vergangenheit?
Eine Reise in die Ukraine ist für Deutsche und andere Westler seit 2005 visafrei. Anlass dafür war der Grand Prix d’Eurovision in Kiew, der seit 1958 jährlich--jeweils im Land des vorhergehenden Siegers--einen immer größer werdenden, paneuropäischen Friede-Freude-Eierkuchen des Pops zelebriert. Ich und viele andere Neugierige nutzten die Gelegenheit, um sich hinter diesem, vorerst nur kurz gelüfteten Eisernen Vorhang etwas umzuschauen. 2005 und 2006 zuckelte ich mit Zug und Minibus von Krakow aus in die Ukraine: nach Lemberg (Lwiw), Drohobytsch (wo Bruno Schulz lebte und starb), Stanislau (Iwano-Frankwisk) und vor allem nach Czernowitz (wo Paul Celan geboren und geprägt wurde). Ich suchte nach Splittern und Fetzen deutschsprachiger, jüdischer und anderer Kultur und Kulturen, die einige der bedeutendsten und bewegendsten Kunstwerke hervorgebracht haben.
Viel fand ich nicht mehr.
Thomas Wernicke ist seitdem schon 27 Mal in die Ukraine gereist. Aus Liebe, aber auch, weil er dort Menschen begegnete, die ihm nach und nach von ihrem grauenvollen, doch wunderbaren Überleben der Shoah erzählten. Sie waren die bis dahin stummen Augenzeugen der Vernichtung ihrer Eltern, Geschwister, Freunde und Feinde und damit fast jeglichen jüdischen Lebens in Berditschiw, der früheren heimlichen Hauptstadt der Stetljuden. Er hat sie immer wieder befragt und mit der Kamera begleitet. Er hat ihre Wärme und ihre Lebensfreude, ihre tiefe Trauer und Verletzung erlebt und wollte sie erlebbar machen. In jahrelanger Kleinarbeit und mit persönlicher Finanzierung ist so ein Film entstanden, der von einer kleinen Ausstellung und Gesprächen begleitet wird.
Am 20. März 2010 um 20 Uhr lade ich zu
BERDITSCHEW ZEITZEUGENBERICHTE
mit Thomas Wernicke.
Bitte beachten: Der Salon ist nicht kommerziell und nicht öffentlich. Ich bitte um vorherige Anmeldungen oder Absichtsbekundungen und ggf. kurzfristige Absagen, damit ich besser planen kann (Stühle, Warten wir noch? usw.). Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute Plätze und allen einen ungestörten Salon. Getränke, tellerfreies Essen, Blumen sind wie immer willkommen.
Viele Grüße
Ina Pfitzner