Sonntag, 21. November 2010

Nachlese

In Anlehnung an die Rubrik Lebensläufe, wie sie sein sollten
Arn Aske
Als Arn Aske 1962 im Rheinland geboren wurde, orakelten wohl nur wenige, dass er später in einer Millionenstadt als Ausnahmeautor und Komponist fungieren würde. Wir haben ihn noch unverbraucht und unverdorben vor seinem jeden Moment bevorstehenden Ruhm erleben können. Allerdings drängt sich der Verdacht auf, dass sich entweder beides irgendwie vereinbaren lassen wird--oder er eben jetzt doch erst einmal nicht berühmt wird.
Das hat mit vielen ungewöhnlichen Talenten zu tun. Arn Aske ist seine Arbeit wichtiger, als das, was andere darüber denken. Statt in die einschlägige Szene einzutauchen und zu netzwerkeln, grübelt und feilt und ziseliert er zu Hause an seinen Texten. Und innoviert die Literatur unter ausdrücklicher Berufung auf antike, romantische und andere Vorbilder.
Seine Texte sind nicht einen Deut biografisch: Er spielt nicht—„Vierundzwanzig“, trinkt selten Pastis und fährt nicht Sportwagen –„Schaufenster“, isst keinen Fisch und hat noch nie ein Verbrechen aufgeklärt—„Angler“, ist ein sehr liebenswürdiger Mensch—„Befragung der Angefauchten“ usw. Dabei hat er ein Verfahren entwickelt, bei dem seine Person für das Werk völlig unwichtig ist und dieses gleichzeitig ohne seine Stimme, Diktion und seinen Leseduktus kaum vorstellbar ist. Arn Aske schreibt Partituren, die in der Lesung (mit Notenständer) zur Aufführung kommen.
In den Texten beim Salon wird die Zeit verlangsamt, und zwar nicht einfach in Zeitlupe versetzt, sondern indem sie die Gedankengänge, das innere Argumentieren und Räsonieren der Ichs transkribieren.
Und noch etwas macht Arn Aske zu einem außergewöhnlichen Literaten: Er ist einer der ganz wenigen Autoren, der vorher mit Stühle schleppt und aufstellt, Gläser auspackt und drapiert, und Kissen verteilt. Und manchmal backt er einen seltenen, aber vorzüglichen Apfelkuchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen